
Lebensbild – Helmut
Der Kreislauf des Lebens begann für Helmut am 4. Dezember 1932 – drei Monate zu früh. Da die Medizintechnik noch nicht so weit war, hielt ihn meistens die Grossmutter an ihrem Körper oder zwischen Ziegelsteinen warm.
Zusammen mit seinen Geschwistern Renate und Friedhelm bildete er ein Dreigespann, das seine Eltern hin und wieder herausforderte.
Er war ein blondgelockter, lebensfroher Knirps der sein Taschengeld in der Kegelbahn mit aufstellen der Kegel aufbesserte. Das brachte ihm jedes Mal 10 Pfennige ein.
Der 2. Weltkrieg begann als er sieben Jahre alt war. Auf dem Höhepunkt des Krieges wurde Helmut mit anderen Kindern nach Rohr im Gebirge in Österreich geschickt, um den Bombardierungen zu entrinnen.
Wieder zuhause machte er das Kanufahren zu seinem Hobby und nahm an Meisterschaften teil. Er war auch Trainer einer Mädchengruppe.
Mit 16 stand die Berufswahl an. Gerne hätte er Schreiner gelernt. Lehrstellen waren zu dieser Zeit aber Mangelware, darum hielt ihm sein Vater eine Lehre als Schlosser im selben Betrieb zu.
Nach seiner Lehre drohte der Einzug ins Militär. Mit 24 setzte er darum der «Maloche» im Schlossereibetrieb ein Ende. Die Liebe zu den Bergen und das Stellenangebot bei BBC in Baden – mit guten Gehaltsaussichten – erleichterten den Entschluss, sein Glück in der Schweiz zu versuchen.
Nun, als Gastarbeiter, wohnte er mit anderen in einer Baracke in Baden, die – falls junge Frauen nach dem Wohnort fragen sollten – alle das «Sporthotel Brisgi» nannten …
Er traf dort sofort auf Menschen, die seine Freunde wurden und stand mit ihnen bis heute in Kontakt.
Von Baden über Genf – drei Monate versuchte er sich dort als Kunstmaler-, Basel und Zürich probierte er verschiedene Jobs aus, fand seine Bestimmung vorerst aber noch nicht.
In Schlieren wurde er im November 1963 schliesslich sesshaft. Dort trat er auch dem Männerchor Hochwacht bei.
Beim Blumen kaufen für eine Freundin traf er Elsa, die im Blumenladen arbeitete. Von da an, kaufte er sehr oft Blumen ein. Elsa merkte jedoch länger nicht, dass er nur wegen ihr im Laden war.
1967 wagten sie zusammen den grossen Schritt in die gemeinsame Zukunft in Richterswil. Die drei Söhne Stephan, Ralph und Philipp krönten ihre Liebe.
Drei Jahre später folgte dann der Umzug nach Zürich ins Deutsche Generalkonsulat an der Kirchgasse, wo er fortan arbeitete.
Helmut verstand sich mit den Leuten im Hause. Er pflegte eine diplomatische Lebenshaltung. Diese kam sowohl bei den Nachbarn, Passanten an der Kirchgasse und auch bei Vorkommnissen mit seinen Kindern zum Tragen.
Er liebte das Reisen. Wir waren als Familie viel unterwegs. Er machte ausserdem mit jedem seiner Söhne eine Vater-Sohn Reise: mit Philipp per Eisenbahn ins Wallis, mit Ralph mit dem Fischerboot auf dem Rhein nach Frankreich und mit Stephan auf dem Fahrrad durch den Jura.
Er war glücklich, als er in der Nähe der Kirchgasse ein kleines Atelier mieten konnte, welches er zum Entspannen und Malen nutzte. Zwei Ausstellungen im Altstadthaus Zürich krönten sein Wirken. Wir genossen auch manchen Sonntagsbrunch dort.
Das Segeln auf dem Meer war eine seiner anderen Leidenschaften. Der Erwerb des Hochseescheines zusammen mit seinem Sohn Ralph war sicher einer der Höhepunkte. Mit seinem Schwager Peter besegelte er mehrmals das Mittelmeer.
Nach 25 Jahren Arbeit im Konsulat – die Jungen auf positiven Weg in ihre Zukunft wissend- zogen Helmut und Elsa nach seiner Pensionierung 1997 an den Neumarkt.
Er wollte aber nicht ruhen. Auf sanftes Drängen von Verena half er 10 Jahre beim Mittagstisch für die Kinder mit Marina und Barbara im Altstadthaus mit.
Als sich der Männerchor Hochwacht 2003 auflöste, trat er umgehend dem Männerchor Höngg bei. Als Veteran feierte er letztes Jahr beim Chorverband Zürichsee sein 55-igstes Sänger-Jubiläum. Regelmässig besuchte er die Proben. Viele Konzerte und Chorreisen nach Brasilien, Lissabon und ins Südtirol hielten Helmut und Elsa auf Trab. Mit seinem besten Freund und Sängerkollegen Sämi verbrachte er regelmässig viel Zeit mit Malen, Diskutieren und ab und an einem Gläschen Rotwein.
Die zwei Enkelkinder Fabian und Lisa bereicherten sein Leben zusätzlich. Er besuchte die meisten Geburtstagsfeiern, Schulabschlüsse, Fussballturniere und Turnaufführungen.
Zusammen mit Elsa bereiste er die Türkei und er besuchte viele Freunde und Verwandte in Brasilien, Deutschland und in der Schweiz. Ebenso empfingen sie gerne Gäste bei sich zu Hause am Neumarkt.
Der Wunsch nach einer letzten Segelreise konnte 2015 zusammen mit Stephans Familie in Griechenland erfüllt werden.
Ende letzten Jahres erfuhr er von seiner schweren Krankheit. Die darauffolgenden Behandlungen und Klinikaufenthalte schwächten ihn zusehends.
Im Mai durfte die Familie noch einmal vier wunderschöne, gemeinsame Tage auf einem Hausboot in Frankreich verbringen.
Überglücklich und mit grosser Freude erfuhr er im Sommer von seinem dritten Enkelkind, welches im Dezember erwartet wird.
Anfangs Oktober begab er sich für eine weitere Behandlung ins Spital. Von dieser sollte er sich leider nicht mehr erholen.
Der Kreislauf des Lebens schloss sich im Beisein von Elsa am Morgen des 21. Oktober 2019.
Wir werden dich nie vergessen!